Donnerstag, 23. Dezember 2010

Schockdiagnose und Feiertage

So, die Eltern wirbeln in der Küche, der große Ansturm kommt erst in einigen Stunden und ich habe endlich noch etwas Zeit und Ruhe, den Blog zu aktualisieren.

Die letzten Wochen waren ziemlich hektisch. Zudem habe ich meinen lieben Hobo verloren und der nächste Schock kam nur 2 Tage später. Charly war am Donnerstag wieder sehr schlapp. Mit Kortison war er am nächsten Tag wieder mobil, ich hatte aber die Faxen dick und bin am Samstag mit ihm zum Tierarzt, um ihn endlich röntgen zu lassen.
Die Tierärztin überlegte nun auch nicht lange, auch wenn ihre Bedenken, einen herzkranken Ratz auf die Röntgenplatte zu zwingen, mehr als berechtigt waren. Reagierte Charly schon allein beim Abhorchen panisch, war es nun ein echter Kampf, ihn für das Röntgenbild einige Sekunden ruhig zu halten. Das muss man sich mal vorstellen: ein vertrauter Mensch hält einen im Schraubstockgriff und man weiß nicht wieso und weshalb und hat einfach nur noch Angst. Er wusste sich nicht anders zu helfen und hat mir in den Daumen gebissen. Das tat mir so Leid. Es hat wahnsinnig geblutet und ich habe ihn und den Röntgentisch einigermaßen besudelt - das Bild konnte aber gemacht werden. Zum Glück beim ersten Mal. Es gab schon "Fotoshootings", wo erst das 3. Bild klappte.
Das Bild war dann auch schonungslos deutlich. Man konnte das vergrößerte Herz erkennen...und eine tumoröse Veränderung in der Lunge. BAM - das saß. "Hallöchen, ich bin das Leben. Normalerweise plätschere ich so dahin, manchmal bin ich echt lustig, manchmal aber auch richtig fies. Diesem kleinen Rattenjungen habe ich nicht nur ein krankes Herz gegeben, sondern ihn zusätzlich noch mit einem inoperablen Tumor bedacht. Grüße!"

Ich bin niedergeschlagen mit meinem Charly wieder mit nach Hause geschlurft, mit Gedanken und Medikamenten zu seiner Palliativmedizin. Alles Scheiße!

Die Weihnachtsfeiertage verbringe ich nun allein in meiner alten Heimat. Begleitet von den Horrornachrichten zu Wetter und Verkehr, habe ich meine Jungs nun doch nicht wie üblich mit zu meinen Eltern mitgenommen. Ich kann mich hervorragend um mich selbst kümmern, wenn der Bus im Straßengraben oder der Zug in einer Schneeverwehung feststeckt. Mit den Nasen im Gepäck wäre ich einfach nur hilflos. Ich war am Sonntag mit M. bei I. und M. Die zwei haben mir wie selbstverständlich angeboten, die Jungs über die Feiertage zu übernehmen. Ich bin ihnen wahnsinnig dankbar. Dort haben sie ihre Ruhe und sie werden dort über die Feiertage genauso verwöhnt wie ich hier ;) Wir werden dann alle 5 im nächsten Jahr mal wieder auf unsere schlanke Linie achten *g*. Bis dahin: fröhliche Feiertage! Ich denk an euch, Jungs.

Donnerstag, 16. Dezember 2010

Hobo † 16.12.2010


Im August 2009 hat Monique Hobo aus dem Tierheim Chemnitz geholt. Fundtier. Alter unbekannt, aber schon ausgewachsen.
Als sie ihn mit einem Mitarbeiter aus dem Käfig holen wollte, hat er sich gewehrt wie fünf Furien. Ich habe mir die Geschichte von dem "Hornochsen" oft erzählen lassen und höre sie immer wieder gern, denn er hat sich als Menschenfreund entpuppt aber auch als leicht reizbarer Rudelkollege. Ich habe ihn am 17.09.2009 aufgenommen. Er kam damals zu den halbstarken Harvey und Humboldt und dem guten alten Beppo, der sich trotz aller hoboesker Darbietungen als Rudelchef behauptet hat.

Er war zwar nicht kerngesund, dennoch kam sein Ende völlig unvorbereitet. Ihm ging es gestern abend plötzlich sehr schlecht. Kortison und Theophyllin konnten ihm nicht mehr helfen. Heute morgen habe ich ihn gehen lassen.

Machs gut, Bärchen. Du warst ein ganz lieber Schatz, hattest einen ganz aussergewöhnlichen Charakter und es war wunderbar, dich kennengelernt haben zu dürfen.

Montag, 13. Dezember 2010

Der Fall Humboldt - Nachtrag (...und ein Ende)

Ein schneller Nachtrag zur frühen Stunde: Humboldt nimmt wieder normal am Auslauf teil (gut, er und Freddie begegnen sich noch etwas reserviert, aber ok) und frisst auch wieder normal auf der 2. Etage am gemeinsamen Frischfutternapf.
Die "Aussprache" vorgestern scheint Erfolge erzielt zu haben :)

Sonntag, 12. Dezember 2010

Der Fall Humboldt - Die Lösung (...aber kein Ende)

"Watson! WATSON!! Heureka ...Heurekahahaaa!!"
Ein ohrenbetäubender Lärm dringt aus der Küche und Sekunden später steht Watson im Türrahmen - mit Tomatensoße besudelt und die Hälfte eines Tellers in der Hand. Holmes betrachtet Watson etwas verblüfft. Wie sieht der Mann nur aus?
Watson wartet ungeduldig: "Um Gottes Willen, Sir, was ist los?" Holmes sitzt auf dem Sofa, die Decke über seine Beine gelegt und darauf liegt Humboldt gemütlich zusammengerollt und blinzelt schläfrig zur Tür. Sie Szene passt überhauptnicht zu den aufgeregten Rufen des Detektives.
"Watson, ich habs! Ich hab die Lösung im Fall Humboldt!"
"Im Ernst?" Watson legt den Rest des Tellers weg und kommt erstaunt zum Sofa.
"Schauen sie mal, Watson, was Humboldt da an seinem Schwanz hat."
"Das ist Schmutz, Sir. Das ist mir auch schon aufgefallen."
"Schnickschnack Holmes, schauen sie genau hin."
Watson beugt sich über Humboldt: "Ich sehe dort eine Verschmutzung."
Holmes schnauft "Genauer Watson, und bitte keine Spekulationen."
"Also gut. Ich sehe an ...exakt drei Schwanzschuppen etwas...dunkles."
"Sehr gut! Und jetzt passen sie mal auf."
Holmes dreht den Schwanz leicht. Ein Stück weiter auf der gegenüberliegenden Seite ist etwas ähnliches zu sehen. Nun ist Watson auch aufgeregt. "Aber Sir, das ist ja..".
"Richtig" triumphiert Holmes "hier gibt es eine zweite Stelle an der anderen Seite. Es würde zu Zähnen passen. Es ist kein Dreck. Es ist ein Bisswunde."
"Wir haben ihn überall abgesucht."
"Aber nicht am Schwanz. Und man erkennt es nur als Bisswunde, wenn man zufällig beide Stellen auf einmal sieht."
"Erstaunlich! Es ist so winzig. Es wird noch nicht mal eine Narbe bleiben."
"Aber trotzdem war es schmerzhaft. Ich fasse zusammen: Humboldt hat vermutlich Freddie bedrängt. Ich glaube nicht, dass Freddie angefangen hat. Wenn sich die beiden begegnen, ist er nämlich genauso vorsichtig wie Humboldt. Beide haben Angst voreinander. Unglaublich, nicht wahr? Es gab eine Rauferei. Dabei wurde Humboldt schmerzhaft gebissen, wenn auch nicht sehr heftig. Beide sind über die Rauferei erschrocken, Humboldt ist aufgrund des Bisses aber weit vorsichtiger geworden in den letzten Tagen."
"Und Harvey?" fragt Watson.
"Nun, so ganz werden wir das nicht herausbekommen. Vielleicht hat er die Rauferei mitbekommen, vielleicht war er auch im gewissen Sinne daran beteiligt. Und vielleicht überträgt sich die Alarmbereitschaft seines Bruders - seines Pech-und-Schwefel-Bruders - auch auf ihn. Allgemein ist er aber Freddie gegenüber weit entspannter als Humboldt."
"Unglaublich. Holmes, sie sind wahrlich ein Meisterdetektiv! Es sind alles nur Indizien, aber es passt alles hervorragend zusammen!"
Holmes streichelt mit einem bestätigenden nicken Humboldt. "Ach Watson, haben sie das Essen schon fertig?"

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Das solls jetzt aber gewesen sein mit Watson und Holmes. Ein zweiter Teil war nicht geplant, einfach auch deshalb, weil ich nicht mehr an eine Lösung geglaubt habe. Aber als ich gestern in genau der Situation wie oben beschrieben Humboldts Verletzung gefunden habe, war das Ende schnell ausgedacht.

Dennoch hat sich gestern noch etwas erstaunliches ereignet, was ich hier nun - ganz konventionell - dokumentieren will.
Gegen 23 Uhr waren alle im Dom schlafen, bis auf Freddie und Humboldt. Ich hörte das aufgeregte Getrappel und schaute nach, was los ist.  Humboldt lief leicht geplüscht hinter Freddie her, der in das Holzhaus rannte. Humbold lief direkt hinter das Haus, woraufhin Freddie wieder aus dem Haus rauskam und wiederum Humboldt hinterher lief. Es folgte ein etwa einstündiges (!) abwechselndes (!) Jagen, unterbrochen von ängstlichem schnüffelnd gegenüberstehen. Die Runden gingen von der Holzhütte, zum Playmobilhaus, zum Papierkorb und über mein Sofa wieder zur Holzhütte. Während der Zeit gab es keinerlei Körperkontakt. Kein Schubsen, kein Drängeln. Ich habe soetwas noch nie gesehen. Es scheint die erstaunliche Art und Weise eines Versuches zu sein, einen Konflikt zu lösen. Soetwas kommte vermutlich dabei raus, wenn beide Tiere im Grunde eher zurückhaltend sind. Und es unterstützt meine Annahme, dass sich bei der potenziellen Rauferei beide gleichermaßen erschreckt haben.

Montag, 6. Dezember 2010

Der Fall Humboldt

"Watson! Wir haben ein Problem!"
"Sir?"
"Der Fall Humboldt. Das lässt mir keine Ruhe."
"Achso" Watson schenkt sich seufzend den Tee zuende ein und lässt sich schnaufend in den Ohrensessel fallen. Gleich würde Holmes wieder zum tausendsten Mal versuchen, den Fall zu...
"Rekonstruieren, Watson. Wir müssen den Fall noch einmal rekonstruieren!" Holmes wandert vor dem Kamin hin und her.
Nach einer Gedankenpause fährt er fort: "Die Fakten: Humboldt hat seit 3 Tagen Angst auf der 2. Etage des Doms mit den anderen sein abendliches Frischfutter zu fressen. Hinzu kommt, dass er am Auslauf nicht mehr teilnehmen möchte. Er sitzt allenfalls auf dem Sofa und beäugt seine Rudelgenossen. Was ist passiert? Und mit wem?..." Holmes blickt finster in das knisternde Kaminfeuer.
Watson rührt in seinem Tee und sagt: "Freddie. Er weicht eindeutig Freddie aus."
Holmes nickt "Ausgerechnet Freddie. Er kann nervig sein, aber das eigentlich nur für Hobo. Ansonsten ist Freddie ein lieber Kerl. Er hat nie mit Streit angefangen."
"Im Gegensatz zu Humboldt. Ich hatte schon das Gefühl, dass er in den letzten Tagen Freddie öfter mal" Watson räuspert sich "nun...angerempelt hat".
"Sehr diplomatisch Watson." Holmes zieht eine Augenbraue hoch. "Aber ich denke, sie haben recht. Wir müssen ein paar Tage früher ansetzen. Was passierte in der Woche zuvor und wie verhielten sich alle Beteiligten?"

"Wir hatten Besuch." antwortet Watson.
"Richtig. Ich denke, das ist ein guter Zeitpunkt. Wir hatten also die Urlaubstiere für eine Woche bei uns. Das war überhaupt kein Problem, bis..."
"Bis wir am letzten Tag, am Samstag letzter Woche, den Auslauf der Besucher im Bad vorverlegten, weil wir noch den Dom unserer Tiere reinigen mussten und es nicht zu spät werden sollte." beendet Watson Holmes Satz.
"Richtig" Holmes kaut aufgeregt auf seinem Pfeiffenmundstück. "Ich roch sehr nach unseren Gästen und Humbold wurde sehr sauer."
"Vergessen sie Harvey nicht. Auch er reagierte, im Gegensatz zu den anderen übrigens, sehr wütend."
"Sehr gut Watson! Beide fingen an zu puscheln, zu schmieren und waren überhaupt sehr aufgeregt."

Holmes läuft immer schneller vor dem Kamin hin und her."Trotzdem, es gibt eine Lücke von 4 Tagen! Danach lief doch alles normal. Und überhaupt, weshalb sollte dies auf einmal zu solch einer verängstigten Haltung in seinem eigenen Rudel führen?"

"Vielleicht" Watson beugt sich leicht nach vorn "hat Humboldt in seinem wütenden Überschwang Freddie angegriffen. Als Reaktion wurde er derart verprügelt, dass er fortan Angst hat."
Holmes fuchtelt mit seiner Pfeiffe unwirsch in der Luft herum "Gut, aber dann müsste Harvey das gleiche getan und das gleich erfahren haben. Immerhin verhält er sich ähnlich, nur nicht ganz so ängstlich wie Humboldt."

Watson lehnt sich wieder zurück. Da war es wieder, das Kernproblem. In der Tat war es seltsam, dass gleich zwei Tiere auf einmal ähnlich reagierten.

"Sir?"
"Was ist, Watson?"
"Ich denke, die Jungs wollen jetzt raus. Naja...zumindest Hobo." antwortet Watson und weist in Richtung Käfig.
"Achja, richtig. Der gute alte Hobo." Holmes grinst. "Gut Watson. Wir überlegen morgen weiter." Damit wendet er sich ab und geht in die Küche, um die Medizin für Charly zuzubereiten.

Watson stemmt sich ächzend aus dem Sessel und geht zum Käfig. Wie er befürchtet hat, lässt Holmes nicht so leicht von dem Fall ab.