Montag, 18. Oktober 2010

"Intelligenzspielzeug"

Unter dem Label gibt es zumindest für Hund und Katz so einiges zu kaufen. Da Ratten - wie jeder weiß - total intelligent sind, die Industrie sie, bzw. deren Halter, noch nicht als Abnehmer für Intelligenzspielzeug im Auge hat, habe ich angefangen, Hunde- und Katzenspielzeug zu kaufen.

Ich hab' zwar irren Spaß dabei, meine Jungs bei der Bedienung zu beobachten, aber irgendwie scheint für sie alles zu leicht. Ratten haben ein extrem breites Verhaltensrepertoire. Das spulen sie bei neuen Problemstellungen im Turbomodus ab und sie kommen schneller an die Belohnung, als ich den Fotoapparat hervorgekramt habe.

Heute kam diese Bestellung von Zooplus. Es gibt 4 Kästchen, die unterschiedlich zu öffenen sind. Man muss eine Schublade herausziehen, eine Klappe nach oben drücken, einen Deckel abheben und einen Deckel beiseite schieben. Die ersten 3 Aufgaben hatten einige meiner Experten ruckzuck gelöst. Bei dem letzten hoffe ich noch auf etwas Fummelei.
Da sie schneller als ich und meine Kamera waren, hier nur die Bilder der zuletzt gelösten Aufgabe. Bin gespannt, ob sie sich beim nächsten Mal den Weg gemerkt haben :)




Der "alte" TurnAround wird immernoch ausgiebig genutzt - ist aber mittlerweile ein hübsch aussehender Futterspender. Ich habe größere Kräcker reingelegt, damit die Körner nicht alle sofort herausfallen und sie etwas Ausdauer beweisen müssen (ihr Geschick haben sie schließlich schon bewiesen). Ansonsten bedienen sie sich, als wäre es ein normaler Futternapf.



Freitag, 15. Oktober 2010

Manche Tage...

Es ist viel passiert in der letzten Woche. Und wie das so ist, dann hat man halt keine Zeit (und Nerven) mehr für einen fast schon lästig werdenden Blog. Da ich aber weiß, dass ich mich in einigen Jahren über das Nachgelesene freue, hier also die Zusammenfassung (es wird trotzdem lang).

Die Inti-Treffen habe ich ausgesetzt. Bei Hobo habe ich letzte Woche (05.10.) einen dicken blauen Hoden entdeckt. Beim Tierarzt haben wir entschieden, erstmal von einem Hämatom auszugehen. Er bekam seitdem von mir täglich etwas Kortison, zwecks Abschwellung. Seit Sonntag (10.10.) ist der Hoden auch wieder normal - soweit die gute Nachricht. Die schlechte: er hat stark abgenommen. Bei solchen Gelegenheiten schnarch ich natürlich immer in die entsprechenden GVE-Threads vom Rattenforum. Als Jugendliche habe ich mir immer die Horror-Bilder des medizinischen Lexikons meiner Eltern betrachtet. Die Haare standen einem zu Berge und beim Durchlesen der Symptome stellt man alle Krankheiten bei sich selbst fest. So ähnlich ist es bei den GVE-Threads zu blauen Hoden. Man kann sich praktisch schon mal von seinem Tier verabschieden. Jemand berichtete von Gewichtsabnahme bei Kortisongabe - in der Richtung hoffe ich also noch. Was mich befürchten lässt, dass der Hoden nur eine Begleiterscheinung von etwas viel Schlimmeren ist: Hobo riecht nicht wie ein Rattenjunge sondern wie Spüli und seine Kollegen versuchen seit 2-3 Wochen bei ihm aufzureiten. Ein Hormonproblem scheint da auf alle Fälle vorzuliegen. Ich schleich das Kortison aus und beobachte sein Gewicht akribisch. Mal sehen.

Dann war da Samstag, der 09.10. Der Tag darf von mir aus gestrichen werden. Eine Frau hatte sich tags zuvor gemeldet, deren säugende Rattenmutter erst totgeglaubt, dann doch aber noch lebend, sich in einem sehr kritischen Zustand befindet. Zum Tierarzt könne man nicht gehen, man sei ja schließlich auch nicht Rockefeller.
A. hat eine Nacht und einen halben Tag damit verbracht, die Frau davon zu überzeugen, dass sie Hilfe annehmen soll, endlich die Adresse bekommen und ist zu ihr hingefahren. Das Weibchen ist halb tot. Was tun? M. und ich waren gerade im Tierheim, als ihr Anruf kam. "Alles einpacken, ich rufe T. an, ihr trefft euch alle bei A. und fahrt in die Uniklinik mit der Maus". Ich bin also in die Bahn, und eine halbe Stunde später saßen wir alle bei T. im Auto auf dem Weg zur Klinik. Dort angekommen, sah ich die Rattenmutter das erste Mal. Sie lag auf der Seite mit eingefallenen Flanken und flacher Atmung. Achduscheiße! Es gab ein kurzes Formularhickhack, in dessen Verlauf sich A. für die Rolle des Bad-Cop entschied, ich dann die übriggebliebene Good-Cop Rolle übernahm. Die Tierärztin konnte übrigens beides in einem - faszinierend. Aber mit einer halbtoten Maus in der Box fällt das korrekte Ausfüllen des Anmeldebogens halt schwer. Und trotz borstelns von A. und wildem Augenfunkeln, begriffen sie nur sehr langsam, dass es sich bei dem Tier nicht um unser eigenes handelte, wir also auch den Namen des Tieres nicht in das Formular eintragen konnten. Absolut bizarre Situation. Es wurde schlimmer als wir reingebeten wurden und uns 3 Tiermedizin-Studenten gegenüber standen.
"Guten Tag, wir studieren Tiermedizin und wir machen jetzt die Anamnese. "
"*seufz*"
"Also das Tier hat nichts mehr gefressen?"
A. und ich schauen erst uns dann die apathische Maus vor uns an. Was soll man dazu sagen? Wo anfangen?
Wir sind genervt und hochgradig mit Adrenalin vollgepumpt. Die Studenten stellen die falschen Fragen und wir haben keine Lust sie zu pampern. Die Tierärztin gibt schließlich Aufbauspritzen und uns noch entsprechende Medikamente mit. Viel Hoffnung besteht nicht.
Wir rasen wieder zu A. und - genau, da sind ja noch die 19 (!) hungrigen Welpen der Rattenmutti. Wir teilen sie auf. Die eine Hälfte nimmt T. mit, für die anderen bereitet A. schnell das Essen zu. Wir fangen an sie zu füttern und verzückt stellen wir fest, dass die Kleinen (ca. 2 Wochen alt) gut essen. Kein Vergleich zu Shrimps. Bis ich Geräusche von der Rattenmutti höre, die wir auf dem Snugglesafe in der Box zur Ruhe gebettet haben. Sie atmet schlecht und wir wollen ihr noch etwas Flüssigkeit einflößen. Nach 30 Sekunden komme ich wieder aus der Küche zu ihr - da ist sie gestorben. Wir sind beide wie betäubt und betrachten die tote Maus. Nach einem halben Tag im Zeitraffer-Tempo steht nun die Zeit still und ich drücke die Maus an mich, als könnte man etwas damit ändern. Das darf alles nicht wahr sein.
Bis heute sind alle Welpen durchgekommen. Ein Sorgenkind bleibt noch. Die Geschwister der Rattenmutter sind wohlauf. Ich bin mit ihnen Montag und Dienstag zum Tierarzt, zwecks Alizin. Wir beobachten sie mit Argusaugen. Der verbliebene Rattenbock wird wohl Morgen aus der Wohnung geholt. Wir hoffen inständig, dass sich damit für die Halterin das Thema Ratten erledigt hat.
Achso, unnötig zu sagen, dass die Tragödie im Zooladen seinen Anfang nahm. Die Brutstätte, in der Kreti und Pleti regelmäßig zusammenkommen um neues Leid zu produzieren, indem verantwortungslosen Haltern Tiere mit falschen Geschlechtsangaben verkauft werden...

So, dann ist da noch mein neuer Schützling. Ein Böckchen aus dem Tierheim Ostrau. Er wurde mit einem weiteren Böckchen gefunden und vor einem halben Jahr ins Tierheim gebracht. Seitdem sitzen sie dort. Sein Kumpel musste vor 3 Wochen eingeschläfert werden - nun sitzt er auch noch allein. Wegen der besseren Vermittlungschancen, habe ich angeboten, ihn zu mir zu nehmen. Einzeltiere aufnehmen ist das Schlimmste, was man sich antun kann. Angesichts seines Leids ist Selbstmitleid allerdings wohl kaum angebracht.
Er ist ein aufgeschlossenes aber zurückhaltendes, sehr süßes Kerlchen. Ich versuche ihn zu motivieren, was sehr schwer ist. Er hat zwar schnell seinen Käfig erkundet bzw. "gesichert", aber nun scheint er sich wieder in sich zu verkriechen. Spielzeug, bei dem er sich das Futter erarbeiten muss, wird nur zögerlich beachtet.
Beim ersten Auslauf setzte er sich in eine Ecke und blieb. Auch, nachdem ich zwischenzeitlich rausging um Frischfutter zuzubereiten - als ich wieder reinkam, saß er immernoch in seiner Ecke. So ein armer Drops.
Gestern war er etwas mobiler im Auslauf und zwischen seinen Erkundungsausflügen kam er immer wieder auf meinen Schoß. Ich weiß nicht so recht, was er von mir möchte. Er wirkt noch sehr unsicher und zittert auch manchmal. Und er pustet oder schnauft ab und zu, wenn ich ihn streichel. Sehr seltsam. Mit borsteln würde ich das verstehen, aber so verhält er sich im Ganzen sehr ambivalent.
Wir tasten uns halt beide vorsichtig aneinander heran - er ist verunsichert und ich will ihn nicht überfordern. In einigen Tagen kann ich mehr über ihn erzählen. Mein Herz hat er jedenfalls schon :) Ich hoffe, wir finden bald ein schönes neues Zuhause für ihn.

Hier noch seine "Werbe-Bilder":

Aufnahmedatum: 10.10.2010
Alter: ca. 1,5 bis 2 1/4 Jahre
Fundtier, Vollbock, Ostrau